Valhöll – Staats-Schmutz

Produzent/Label: PC Records
Erscheinungsjahr: 2014
Format: Album
Lieder: 14
Gesamtspielzeit: 51:35 Minuten
Genre: Valhöll ’n‘ Roll
Pressnummer:

Nach zwei in der BRD nicht erhältlichen Alben, erscheint endlich ein frei erwerbbares Album von den Mannen um Valhöll. Der Genre-Name hat seinen Grund: Valhöll spielt meiner Meinung nach irgendwo eine ganz eigene Musik. Es ist irgendwie RAC aber mehr Rock ’n Roll, dann kommen epische Rock Balladen die ständig von Melodien untermalt werden, und dann ist da noch irgendwie ein anderer Stil wie auch eine große Prise Humor verarbeitet. Das ganze oft begleitet von spaßigen Kommentaren während der Auffnahme (oder eben gestellt, aber passend) und dadurch einzigartig.

 

Zur Aufmachung

Hier muss ich das Scheibchen leider sehr schlecht da stehen lassen. Zwar sind passende und teils eindeutig zweideutige Motive zu den Liedern abgebildet, aber sowohl vorn als auch hinten und drinnen ist das Teil wirklich nicht sehr ansprechend gestaltet. Da ist man von der Kapelle und auch von PC-Records etwas anderes gewöhnt. Gerade bei diesen wohl äußerst spaßigen Gesellen, hätte ich mir ein paar kuriose Späßchen im Beiheft gewünscht. Wenigstens sind im Gegensatz zu den Vorgänger Alben die Texte enthalten. Aussen pfui – innen hui? Mal schauen!

Zur Musik

Wie bereits oben geschrieben, finde ich dass Valhöll ein eigenes Genre bedient. Auf diesem Silberling gibts von RAC/Country-Rockabilly/Punk und Rockballaden eigentlich alles zu hören. Mal schnell, mal langsam und ganz sicher sehr eigenwillig.

01. IKEA
02. Der Wurm
03. Ankel Säm
04. Verpulvert
05. Helden
06. Loblied
07. Staatsschmutz
08. Presse – Mafia
09. Deutscher
10. Troi
11. Schafskäse
12. Stürzebecher-Bernd (PD-Essig)
13. Met-2
14. Schotten dicht!

Die Texte

Viele der Texte sind zweideutig, spaßig gesungen oder gespielt und zum Teil mit tollen Metaphern gespickt.

01. Ikea

Glücklicherweise erklärt der Einspieler was es mit IKEA auf sich hat – Schwedische Gardinen! Diese sieht man in dieser „Demokratie“ recht schnell, vorallem wenn man nationale Texte verfasst.

02. Der Wurm

„Wer reitet da so spät noch durchs Netz?“ Ein sehr melodiöses und witziges Liedchen über den Staats-Trojaner. Er ist ja wieder sehr aus aller Munde gefegt und vermutlich nur noch wenigen im Gedächtnis. Das ändert sich hiermit.

Doch der Apfel fällt nicht weit vom Gaul, und ihr scheißt euch selber an, Spitzel Staaten fall’n aufs Maul, und dann seid ihr dran!

03. Onkel Säm

Hier wird von ein paar ausgewählten Konflikten der VSA gesungen, und dass diese mit Krediten und Geld verbunden waren/sind. In bester Valhöll Manier und ausgeklügelten (langen) Reimen wird man hier bereits bestens aufgeklärt und unterhalten. Ein bisschen schade finde ich, dass der Vietnam Krieg ausgelassen wurde. Aber –  hätte man alle „Ruhmestaten“ von Onkel Säm besingen müssen, hätte das den Rahmen wohl deutlich gesprengt.

04. Verpulvert

Die Musik des Liedes lässt sich wohl am besten mit Country Musik vergleichen. Es handelt von der guten gesunden Milch, und dass es ein Unding ist, diese mit Schoko, Bananen oder Erdbeer- Pulver zu mischen. Um den Sinn dahinter zu verstehen, müsst ihr euch das Lied selbst anhören und die Fantasie spielen lassen. Die Diskussion der BPjM darüber würde ich zu gern hören. Am besten bei einem Glas Vollmilch (ist ein Schuss 43er Likör erlaubt?). Anm. zu dem Album aber speziell wegen diesem Lied ist beim Produzent ein T-Hemd mit Motiv und Spruch „Kraft durch Vollmilch“ erhältlich.

05. Helden

Ein schönes melodisches flottes Lied, bei dem der Refrain von Chorgesang begleitet wird. Besungen werden einige wenige der deutschen Helden, wie z.b. Andreas Hofer oder Armin der Cherusker, und es wird wieder einmal ins Gedächtnis zurückgerufen, dass ein Volk welches seiner Toten nicht gedenkt, nichts wert ist. Sehr gutes Lied.

06. Loblied

Dieses Lied beginnt mit dem sehr wohlklingenden Gesang einer jungen (hübschen?? :)) Frau. Sie singt nur die erste Strophe und begleitet den eigentlichen Sänger anschließend immer im Refrain. Warum das Stück „Loblied“ heißt, erschließt sich mir leider nicht. Vielleicht weil Valhöll wohl den Refrain selbst integriert hat. Im Original heißt das Stück „Den Mann, den ich halt ehrenwert“, und wurde 1817 von J. D. Symanski nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon veröffentlicht.

07. Staats-Schmutz

Wer jetzt ein Staatsschutz Lied im Sinne der 90er erwartet, liegt falsch. Hier wird das Thema NSU behandelt und die allseits bekannte Geschichte gut gedichtet aufgerollt. Die Botschaft in diesem Lied ist auch ein Textteil dessen: „Sie lieben den Verrat, aber nicht den Verräter!“. Eines meiner Lieblingsstücke des Albums.

08. Presse Mafia

Der Titel ist Programm! In wieder langen und einfallsreichen Reimen wird das Schaffen der Systempresse besungen, besitzt aber eine sehr spaßige Feten-mäßige Melodie. Während ich die Strophen und Reime wieder loben muss, bin ich etwas über den unglücklichen Refrain enttäuscht. Erstmal wird das „Presse Mafia“ so gesungen dass es sich halt reimt und klingt damit sehr holprig und  zweitens ist das darauf folgende im Refrain eigentlich sinnfrei, auch wenn ich auch erst nach Recherche verstanden habe was mit dem „Schwarzen Kanal“ gemeint ist. Zugegeben habe ich ein weiteres mal das Gefühl, hier wurde etwas verwurstet, hauptsache es reimt sich. Ich finds wegen der guten Musik und den bereits erwähnten Reimen trotzdem klasse, daher sollte man meine Kritik nicht ganz so streng auffassen.

09. Deutscher

Auf ein Lied dieser Art haben sicher die meisten die schon die Vorgänger Alben kennen gewartet. Eine typisch Valhöll’sche epische gefühlsgeladene Rockballade! Man erinnere sich nur an Die letzten Baltikumer, oder das Lied Wilhelm Gustloff. Auch dieses Lied ist derart gut gespielt und lässt sich in der Art damit vergleichen. Über den Text bin ich allerdings enttäuscht. Der Titel leicht irreführend aber nicht völlig unpassend – es geht ja um deutsche.  Es geht um die Christianisierung der Germanen / deutschen Heiden. Der Text ist gut, aber bei fast 6 Minuten nur zwei relativ kurze Strophen und zwischendrin mehrfach den Refrain ist einfach zuviel. Das letzte Drittel besteht auch nur aus mehrmaligem Wiederholen des Refrains, was das Hören irgendwann lästig macht. Es ist wegen seiner eigenen Marke aber hörenswert und gefällt mir.

10. Troi

Leider der für mich schwächste Titel der Scheibe, der entweder wenig Sinn macht, oder ich nicht verstanden wie gedacht habe. Der Sänger singt davon, dass er von früh bis spät ackern muss und verarbeitet darin einige alltägliche Probleme der heutigen Zeit. Die Antwort darauf ist, dass er aber seinem Berliner Bürgerbräu ‚troi‘ bleibt. Das ganze ist dazu noch meiner Meinung nach unpassend relativ düster und ernst gespielt.

11. Schafskäse

Während das letzte Lied das schwächste für mich war, folgt hier eines meiner absoluten Anspieltipps. Unter dem Titel können sich sicher viele nichts vorstellen. Das Lied ist eine einzige Metapher und ich weiß nicht ob ich sie genau erläutern soll, denn das Mitdenken und die Fantasie spielen lassen, hat großen Spaß gemacht. Drücken wir es so aus: Da ist eine Schafherde die das Leben genießt, weil die Welt ja in Ordnung ist. Die Wachhunde der Herde sind dem Schäfer unterstellt, und der ist manchmal ganz schön sauer, wenn man über Grenzen hinaus will. Manchmal schreitet dann der Schäfer oder Hüter ein, und manchmal schauen die Hunde einfach weg. Ein absolut einzigartiges, spaßiges und doch ernstes Stück. Klasse!!

12. Stürzebecher-Bernd (PD-Essig)

Es folgt mein Lieblingslied. Das ganze kommt mit Countrymusik daher und wird in schönstem Hamburger Dialekt aber gut verständlich gesungen.  Hier gefällt mir das Bassspiel ganz besonders. Es ist rundum eine spaßige Parodie über eine linke Partei. Beim Titel denkt man an ein Störtebecker Lied, aber damit liegt man mindestens zur Hälfte falsch. Um Freibeuterei geht es zumindest im weiteren Sinne. Der Refrain bietet zudem ein wunderbar gespieltes und textlich geniales Wortspiel, bei dem man vielleicht doch mehrmals zwischen den Zeilen lesen sollte. Zumindest meine ich, einen weiteren Sinn dahinter verstanden zu haben.

„Ein Schuss vor jeden bourgeois- Bug, hoch steigen La Fontainen doch kein Reicher gibt sein Steuer her, hoch steigen Bernd die Tränen. Denn muss‘ a eben entern, doch sein Boot ist alt und klein, kopflos tut‘ a kentern, doch es schwimmt sich schlecht mit einem Bein.“

13. MET-2

Die Met Hymne schlechthin! Die Melodie ist so ziemlich die gleiche wie vom ersten Teil und der Refrain auch. Der Text ist wiedermal sehr unterhaltsam. Diesmal holen sich die Bienen den Honig zurück und verstechen die Metdiebe! Der Dr. MET kommt auch nochmal zurück und wird wieder zum Schreck- schließlich verordnet er MET-i-zin :-). Da kriegt man doch glatt Lust den ein oder anderen Liter Met den Göttern als Opfer darzubringen!

14. Schotten dicht!

Ein reiner kurzer Rausschmeisser, in dem eine mir unbekannte Melodie mit Dudelsack gespielt wird (Schotten.. dicht!). Passt.

Mein Fazit

Man könnte anhand von einigen von mir kritisierten Stellen meinen, die Scheibe wäre nur Mittelmaß. Das ist aber ausdrücklich nicht der Fall. Gerade die bereits erwähnte ganz eigene Note und Hingabe die hier Valhöll auf einen Tonträger gepresst haben, gefallen mir außerordentlich gut. Sie heben sich von der Masse mit viel Witz, Humor und eigenem Charme ab, ohne dabei unglaubwürdig zu klingen oder die Ernsthaftigkeit zu vernachlässigen. Wie oft muss man schon beim Musik anhören lachen oder schmunzeln? Die Texte sind zum Teil spaßig, dann wieder ernst, oder gespickt mit einfallsreichen Metaphern, während die Musikstile wechseln. Es ist freilich kein hammerhartes RAC Brett für die Masse der Zielgruppe, aber ganz sicher eine Perle für Leute die sich gern mit Musik beschäftigen und zwischen den Zeilen lesen können. Damit hat sie einen sehr hohen Unterhaltungswert, und reiht sich bei mir ganz oben ein. Durch die Einspieler der vergangenen Alben und den leider sehr wenigen auf dieser Scheibe, hat man einen sehr symphatischen Eindruck der Kapelle, und ich könnte mir bei diesen Gesellen vorstellen, dass jede unschuldige Proberaumstunde zu einer aberkomischen Sause verkommt!